Die Welt in Schieflage: Ungleichheit auf dem Prüfstand
Der Bericht, zu dem Solidar Suisse die Schweizer Zahlen hat, lenkt den Fokus auf die eskalierende Ungleichheit. Während die Superreichen immer reicher werden, stagniert die Armutsbekämpfung weltweit.
- Das Vermögen der Milliardär*innen stieg 2024 um unglaubliche 2 Billionen USD – dreimal schneller als im Vorjahr.
- 204 neue Milliardär*innen wurden geschaffen – fast vier pro Woche.
- Die reichsten 10 Milliardär*innen steigerten ihr Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen USD pro Tag.
- Gleichzeitig leben weiterhin 3,5 Milliarden Menschen unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 USD pro Tag – ein Wert, der seit 1990 unverändert geblieben ist.
- Für viele Familien bedeutet Armut auch Hunger. Heute hungern weltweit 733 Millionen Menschen – 152 Millionen mehr als 2019.
- Während die ärmsten Menschen und Länder am meisten unter den Folgen der Klimakrise leiden, verursachen die reichsten 1 % so viele Emissionen wie die ärmsten 66 % zusammen.
Reichtum und Macht – eine gefährliche Verflechtung
Die wachsende Konzentration von Reichtum wird durch die zunehmende Konzentration wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger ermöglicht, wodurch Milliardär*innen zunehmend ganze Industrien und die öffentliche Meinung beeinflussen. Dies hat nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern bedroht auch die Grundpfeiler unserer Demokratien. Demokratische Institutionen, die eine Stimme für die vielen sein sollten, werden zunehmend von den Interessen der Wenigen dominiert.
Donald Trump symbolisiert diese gefährliche Verflechtung von politischer und wirtschaftlicher Macht. Seine angekündigten Steuererleichterungen für Milliardär*innen und Megakonzerne werden die Ungleichheit weiter verstärken. Die Ernennung von Elon Musk in seine Regierung unterstreicht, wie sehr demokratische Strukturen zugunsten der wirtschaftlichen Eliten verzerrt werden.
Der Oxfam-Bericht verdeutlicht zudem – entgegen der landläufigen Meinung – dass der Reichtum der Superreichen grösstenteils nicht selbstverdient ist. 60 % des Reichtums der Milliardär*innen stammt aus Erbschaften, Monopolen oder Vetternwirtschaft.
Ein Ungleichgewicht im globalen System
Dieses Ungleichgewicht ist in unserem globalen System tief verankert. Internationale Institutionen wie der IWF und die Weltbank stärken die Interessen des Globalen Nordens, während die Länder des Globalen Südens unter erdrückenden Schuldenlasten leiden.
- Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank halten die sieben wichtigsten Industrienationen (G7-Staaten) 41 % der Stimmrechte, obwohl sie weniger als 10 % der Weltbevölkerung ausmachen.
- Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geben durchschnittlich 48 % ihrer Budgets für Schuldentilgung aus – weit mehr als für Bildung oder Gesundheit.
Benötigte Massnahmen gegen Ungleichheit
Das alarmierende Ausmass der Ungleichheit können wir nicht länger hinnehmen. Demokratie und soziale Gerechtigkeit sind untrennbar miteinander verbunden. Solidar Suisse fordert gemeinsam mit Oxfam:
- Dominanz des Nordens in Finanzmärkten und Handel stoppen (moderner Kolonialismus).
- Ungerechte Steuerpraktiken beenden und Steuerflucht globaler Konzerne und Multimilliardäre verhindern. Globale Steuerpolitik unter UNO-Schirmherrschaft fördern.
- Schutz der Rohstoffhandelsfirmen aufheben. Rohstoffkonzerne müssen gerechte Steuern zahlen, Umweltschäden kompensieren, Klimaanpassung finanzieren & Menschenrechte achten.
- Ein globales Wirtschafts- und Handelssystem fördern, das faire Löhne und Arbeitsbedingungen im globalen Süden unterstützt.
- Internationale Zusammenarbeit stärken, insbesondere Süd-Süd-Kooperation. Regierungen im Globalen Süden bei der Verbesserung öffentlicher Dienste und Grundversorgung unterstützen
- Ausbau und Stärkung der sozialen Systeme, um den gesellschaftlichen Ausgleich zu fördern und die Auswirkungen extremer Vermögenskonzentration abzumildern.


Susanne Rudolf
Kampagnen Solidar Suisse
Links:
Oxfam Report: „Takers, not Makers“ (Englisch, PDF, 31.33 MB)
Methodische Erläuterungen (Englisch, PDF, 1 MB)
Zum Artikel auf www.solidar.ch